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Besuch in Gaza

Abschrift eines Interviews über die
Situation des Gesundheitswesens mit
Dr. Yussef El Modalal
Generaldirektor im Amt des Gesundheitsministeriums (Video)



Im allgemeinen kann ich sagen, wir leiden hier eigentlich unter vielen Sachen in unseren medizinischen Institutionen. Sie wissen, die Institutionen in Gaza sind Regierungsinstitutionen, meist Krankenhäuser. Es gibt nur Regierungskrankenhäuser sowie private und Non-Governmental Krankenhäuser. Die privaten und Non-Governmental-Krankenhäuser, die Nichtregierungskrankenhäuser, sie können nicht viel leisten. Sie haben nicht die Möglichkeit, dem Bürger alle Dienste anzubieten.

D.h., wenn in den Krankenhäusern irgendwas schief geht, dann ist es sehr gefährlich und diese Gefahr wird im allgemeinen von den Leuten (getragen). Und zur Zeit, unter diesen Umständen, unter dieser Abriegelung leiden wir am Mangel, z.B. an Medikamenten – und hier muß ich auch leider sagen – es gibt auch einen Anteil -  normalerweise muß es aus Ramallah kommen - Sie wissen Ramallah in der Westbank, die palästinensische Regierung in Ramallah, und dieser Anteil kann uns hier in Gaza nicht einfach erreichen. Das hat seine Gründe. Manchmal sagen sie wegen der Abriegelung, manchmal liegt es an den politischen Streitigkeiten zwischen den Palästinensern selbst. Aber ganz allgemein leiden wir unter einem Mangel an Medikamenten und besonders an Medikamenten für die Krebskranken und chronisch kranken Patienten, die Patienten, die unter chronischen Krankheiten leiden. Das macht uns wirkliche Probleme.

Zum Beispiel haben wir 450 Arten von Medikamenten, die immer in den Krankenhäusern vorhanden sein müssen. Und zur Zeit haben wir bei etwa 120 Null in den Lagern. D.h. von diesen 120 Arten haben wir fast keine oder gar nichts. Und mit diesem Problem sind wir in Gaza immer konfrontiert in dieser Situation. Auch Ersatzteile für die Geräte, die medizinischen Geräte. Wenn ein Gerät kaputt geht oder repariert werden muß, warten wir manchmal Monate bis wir diese Ersatzteile bekommen. Weil diese Geräte sehr sehr empfindlich sind, haben wir keine Firmen in Gaza, die diese Geräte einfach reparieren oder die Ersatzteile haben, und deswegen müssen wir diese Ersatzteile immer bestellen. Wenn wir das bestellen heißt das, dass es von der Originalfirma kommen muß, d.h. von der Mutterfirma. Sie kommen manchmal von Deutschland, manchmal von irgendwo in der Welt, und durch die Abriegelung können wir das nicht von heute auf morgen bekommen. Nein, das dauert mindestens zwei bis drei Monate. Das haben wir mit CT-Geräten und mit MRI-Geräten erlebt. Wenn das kaputt geht, müssen wir leider warten bis das repariert wird, und das dauert wirklich eine Menge Zeit.

Wir leiden auch darunter, dass wir keine Möglichkeit haben, unsere Ärzte und Kräfte in allen Bereichen zu trainieren. Es reicht nicht, wenn wir sagen, ok wir haben eine große Zahl an Ärzten und Kräften, Leute in allen Bereichen - Krankenpfleger und dergleichen. Diese Krankenpfleger oder diese Ärzte und sonstigen Kräfte müssen immer trainiert werden und ihr Wissen muß erneuert werden. Dazu haben wir unter diesen Umständen leider keine Möglichkeit. Unsere Leute können nicht rausgehen oder wir können auch keine Trainer reinholen, oder wenn Trainer kommen, dann mit bestimmten Genehmigungen der Israelis oder der Ägypter. D.h., wenn sie kommen, müssen sie eine bestimmte Zeit bleiben und manchmal paßt diese Zeit nicht zu uns. Wir müssen das vorbereiten. Manchmal kommen sie überraschend zu uns, was für uns sehr problematisch ist, weil es uns sehr viele Schwierigkeiten macht und wir uns nicht immer für die vielen Leute, die zu uns kommen, vorbereiten können. Training braucht seinen Plan und braucht, dass wir uns gut vorbereiten, und das schaffen wir nicht immer. D.h., solange diese Leute nicht frei hin und her gehen können, können wir diese Möglichkeiten nicht gut nutzen. Wir brauchen es unbedingt – ich meine diese Trainer oder dass unsere Leute die Möglichkeit haben, nach außen zu gehen und sich zu bilden und an Konferenzen teilzunehmen. Das muß irgendwie gelöst werden und wir brauchen das unbedingt.

Wir haben auch ein großes Problem mit unseren Kranken unter diesen Umständen. Wir können unseren Kranken nicht alles anbieten. D.h. manchmal müssen wir Leute nach außen überweisen. Unter diesen Umständen können wir unsere Kranken nicht jederzeit überweisen. Wir müssen warten, bis die Grenze zu Ägypten geöffnet wird. Und wir wissen das dauert. Zum Beispiel beim letzten Mal war die Grenze 70 Tage geschlossen. Und damit die Kranken rauskommen, brauchen wir natürlich eine Genehmigung, eine Erlaubnis, was uns die Arbeit hier unter diesen Umständen sehr schwierig macht. Und bedingt durch diese Umstände sterben sehr viele Leute. Bis jetzt sind etwa 400 Leute wegen der fehlenden Möglichkeit nach außen zu gehen hier in Gaza gestorben, etwa 400 Kranke bis jetzt. Im allgemeinen leben wir unter dieser Abriegelung, die Abriegelung macht uns das Leben hier sehr sehr schwierig und das auf Kosten der Menschenleben. Und wir brauchen, dass die Grenze geöffnet wird oder dass die Welt Druck auf die Israelis ausübt und auch auf die Regierung in Ramallah für manche Sachen, wie Medikamente oder Einwegmaterialien, die wir in den Krankenhäusern und im Ministerium brauchen, damit sie das nach Gaza einführen. Weil ohne das bleibt die Sache wirklich sehr ernst.

Die Basismedikamente, die für die nicht so ganz schwer kranken, die elementaren Medikamente für die Bevölkerung sind dann schon da?

Sie sind einigermaßen da. Diese Art von Medikamenten wurde auch gespendet jetzt nach dem Krieg. Und wir haben wirklich unter diesen normalen und leichten Medikamenten - ich kann ruhig sagen -, dass wir eine Menge davon haben. Aber das ist auch nicht immer so gut, weil die Medikamente, die wir als Spende bekommen haben, oft ein sehr kurzes Verfallsdatum haben und wenn nicht, dann können wir sie nicht die ganze Zeit lagern. Denn wissen Sie, wenn ich hunderttausend Tabletten brauche, muß ich keine Million lagern. Und das macht uns manchmal auch Schwierigkeiten. Die Lagerung von diesen Medikamenten, die wir nicht brauchen oder von denen eine Übermenge vorhanden ist. Das macht uns auch Probleme. Von diesen Spenden habe ich wirklich eine Menge, aber wegen des Verfallsdatums oder wegen zu großer Mengen hat es uns auch viele Schwierigkeiten bereitet. Wir haben manchmal versucht, das an die non-governmental medizinischen Institutionen zu verteilen. Das Wichtigste bei diesen Sachen ist aber: Wir brauchen bestimmte Medikamente, die wir nicht kaufen können und die wir nicht durch die Spenden bekommen können. Wie ich zu Anfang erwähnte, diese Krebskranken-Medikamente. Das kann keine Spende, das kann keiner in den Apotheken verkaufen, die kommen extra und die kommen ... und sind auch sehr teuer. Sonst kann man es nicht leisten.

Und die Ausrüstung der Operationssäle? Sie können bestimmte Operationen nicht machen und müssen die Patienten entweder nach Israel überweisen oder nach Ägypten?

Die Überweisung dieser Patienten geschieht aus mehreren Gründen. Erstens haben wir nicht die (notwendigen) Kader, die trainierten Kräfte, Ärzte zum Beispiel und die Teams von diesen Ärzten. Ich kann nicht behaupten, dass wir natürlich diese sehr gut trainierten Ärzte haben. Wir haben gute Ärzte, wir haben auch viele Ärzte, die sehr viele Sachen machen, aber es gibt bestimmte Grenzen, wo diese manche Operationen, für die sie Erfahrung und Experten brauchen, nicht durchgeführen können. Deswegen müssen wir die Patienten manchmal überweisen. Manchmal auch wegen des Mangels. Durch diese Abriegelung fehlen uns manchmal die Medikamente oder die Geräte. Wir können die Leute nicht einfach sterben lassen. Dann überweisen wir sie nach Ägypten, in die Westbank und manchmal auch nach Israel, wenn es sein muß.