Der Warschauer
Aufstand und Gaza.
Wie sich die Bilder gleichen Bild aus der Fotogalerie des Warschauer Museums des Warschauer Aufstands Ausschnitte aus der Rede von Joachim Gauck am 29.7.14 aus Anlass des 70. Jahrestages des Warschauer Aufstands: English version <<
Spätestens damals (nach einem Besuch 2004) habe ich
verstanden, dass für viele Polen der Sieg über die
Ohnmacht mehr zählte als die militärische Niederlage.
Und ich begegnete so einer fast normativen Konstante des polnischen
Selbstverständnisses: Dass es eine Tugend ist, in einer solch
existentiellen Lage selbst dann zu streiten und zu kämpfen,
wenn der Erfolg höchst ungewiss ist. Eine der herausragenden
Gaben Polens für seine Nachbarn in Europa ist die Botschaft
mehrerer Generationen: Freiheit ist so kostbar, so lebensnotwendig,
dass Menschen nicht nur von ihr träumen, sondern sie
erkämpfen und verteidigen, und dies sogar notfalls mit dem
Einsatz des eigenen Lebens. ...
Der Warschauer Aufstand reiht sich ein in eine Serie von Erhebungen in der polnischen Geschichte, die mit einer Niederlage endeten. Für viele Polen führten diese Niederlagen aber keineswegs zu Defätismus und Mutlosigkeit. Die meisten dachten 1944 vielmehr wie der junge Dichter Krzysztof Kamil Bacyński: "Jetzt müssen wir sterben, damit Polen neu leben kann." Polen wollte sich und der Welt demonstrieren, dass es imstande war, sich aus eigener Initiative von der deutschen Besatzungsmacht zu befreien. Und wie die Widerstandskämpfer von Paris hoffte es auf die Hilfe der vorrückenden Truppen der Alliierten. Doch die Unterstützung von außen blieb ihnen fast gänzlich versagt. Mehr als 170.000 Warschauer zahlten für den Aufstand mit ihrem Leben. Nach 63 Tagen voller Begeisterung und Verzweiflung, voller Triumph und Schmerz, voller Hoffnung und Bitterkeit, aber vor allem voller Tapferkeit und Aufopferung, nach 63 langen Tagen also blieb nur die Kapitulation. In einem der letzten Funksprüche der kämpfenden Heimatarmee an die polnische Exilregierung in London hieß es: "Jene, die starben, haben gesiegt, und jene, die leben, werden weiterkämpfen, werden siegen und wiederum Zeugnis dafür ablegen, dass Polen lebt, solange Polen leben." Ich habe selbst beobachten können, dass der Warschauer Aufstand einen wichtigen Bezugspunkt für oppositionelle Polen bildete. In kommunistischen Zeiten zogen Hunderttausende am 1. August auf den Warschauer Powązki-Friedhof, wo die Gefallenen des Aufstandes begraben liegen: Väter, Großväter, Ehemänner und Ehefrauen – Vorbilder für die nachfolgenden Generationen. ... Abgesehen von einem Teil der Tschechoslowakei war kein anderes Land länger von der Wehrmacht besetzt als Polen. Kein anderes Land wurde so systematisch durch Verschleppung und Mord entvölkert, um als "Lebensraum" dem deutschen Volk zu dienen. Die polnische Staatlichkeit wurde abgeschafft, das Land wirtschaftlich ausgeplündert. Auf polnischem Boden errichtete das NS-Regime die meisten jener Konzentrationslager, in denen Millionen europäischer Juden ermordet wurden. Ein besonders erschreckendes Ausmaß erreichten Terror und Gewalt während des Aufstandes: Aufständische wie Zivilisten wurden aus der Luft bombardiert und von Panzern und Minenwerfern beschossen. Auch unbeteiligte Männer, Frauen und Kinder wurden massakriert. Nach der Kapitulation wurden die Häuser gesprengt oder in Brand gesteckt. Die Stadt lag in Schutt und Asche. Diese Mondlandschaft hat das Museum des Warschauer Aufstandes in einer Computer-Animation rekonstruiert. Der Film "Die Stadt der Ruinen", der auch hier zu sehen ist, hat mich tief bewegt. >> Not very accurate official translation of
<< I saw then, if I hadn’t understood it before, that the
fact
they had vanquished their helplessness carried more weight for many
Poles than the military defeat. I thus encountered an almost normative
constant in the Polish attitude – namely that it is seen as a
virtue
to struggle and to fight in such an existential situation even when
victory is
highly uncertain. One of the most outstanding gifts that Poland has
given its European neighbours is the message, reiterated by several
generations, that freedom is so valuable, so vital, that people not
only dream of it but fight for it and defend it too, even to the death
if
need be.excerpts of a speech by Joachim Gauck on July, 2014 on the occation of the 70th anniversary of the Warsaw uprising The Warsaw Uprising takes its place in a series of uprisings ending in defeat which can be traced through Polish history. For many Poles, however, these losses by no means led to defeatism and despondency. In 1944, most people were of a mind with the young poet Krzysztof Kamil Baczyński when he wrote, “Now we must die so that Poland may live again.” Poland wanted to demonstrate to itself and to the world that it was capable of throwing off the German oppressor on its own initiative. And, as with the resistance fighters in another place, in Paris, the hope was that support would come from the advancing Allied troops. As we know, however, that help from outside almost wholly failed to materialise. More than 170,000 of Warsaw’s inhabitants paid for the uprising with their lives. After 63 days full of fervour and frustration, triumph and pain, full of hope and bitter losses, but above all full of bravery and sacrifice – after 63 days, the only remaining option was surrender. One of the last radio messages from the fighting home army to the Polish government in exile in London ran as follows: “Those who have died have triumphed, and those who yet live will fight on, will triumph and give proof that Poland lives while Poles live.” I was able to see for myself what an important touchstone the Warsaw Uprising was for Polish opposition forces during the more recent era of oppression. In Communist times, hundreds and thousands used to process on 1 August to Warsaw’s Powązki Cemetery, where those who fell in the uprising lie buried. Those fathers, grandfathers, husbands and wives were examples to the generations which followed them. With the exception of part of Czechoslovakia, the Wehrmacht occupied no other country during the war for longer than it did Poland. No other country was so systematically depopulated by abduction and murder so as to serve as “Lebensraum” for the German nation. Polish statehood was dissolved and the country was economically pillaged. It was on Polish soil that the Nazi regime built most of the concentration camps in which millions of Europe’s Jews, millions of Poles, were murdered. The terror and violence reached especially horrifying dimensions during the uprising. Resistance fighters and civilians alike were bombed from the air and shelled by tanks and mortars. Men, women and children were massacred indiscriminately. After the surrender, the houses were blown up or burned down. The city lay in ruins. The Warsaw Rising Museum has used computer animation to reconstruct that lunar landscape. No one who watches the film “The City of Ruins” will fail to be moved. >> |