Einige Bilder können durch Anklicken vergrößert werden. Oliven ernten in
Palästina
Oktober 2007 Peter Voß Dies ist ein Reisebericht über die Teilnahme an einer Oliveneernte in Palästina. Es war meine zweite Reise dieser Art. Drei Jahre zuvor hatte ich schon mal in der gleichen Gegend Oliven geerntet. Die Reise war eine Gruppenreise mit sieben Teilnehmern und wurde vom International Women's Peace Service (IWPS) mit Standort in Haris im Westjordanland organisiert. Zu den allgemeinen Umständen einer solchen Reise siehe die Beschreibung meiner ersten Reise. Zur Geschichte Palästinas s. z.B. Wikipedia. Die internationalen Helfer unterstützen normalerweise Familien, die mit der Besatzungsmacht - sei es mit dem Militär oder mit illegalen jüdischen Siedlern - beim Ernten spezielle Probleme haben könnten. Die Anwesenheit der Helfer erhöht die Wahrscheinlichkeit, daß es nicht zu Störungen kommt. Manchmal werden die Helfer auch nur benötigt, um die Ernte innerhalb eines u.U. vorgegebenen Zeitraums möglichst schnell zuende zu bringen. Wir waren im mittleren Teil des Westjordanlandes eingesetzt, der auf der Karte, einem Ausschnitt aus einer UN-OCHA-Karte, dargestellt ist. Die grauen Gebiete in dieser Karte sind für Palästinenser gesperrt oder nur beschränkt zugänglich, z.B. die schmalen Bereiche, die zu Straßen gehören. Grün gestrichelt ist die Grenze des Westjordanlandes, rot die fertigen Teile des Trennungs- oder auch Landraubzaunes, bzw. der Mauer, rot gestrichelt der geplante Verlauf. Es sind einige Orte markiert, die für unseren Einsatz von Bedeutung waren: Das Dorf Az Zawiya, die Siedlung Elqana, die Siedlung Ariel, das ist die größte Siedlung im Westjordanland, das Dorf Iskaka, der Ort Huwwara, Nablus, die größte Stadt im Westjordanland und das Dorf Tell. ![]() Der erste Einsatzort war das Dorf Az Zawiya. Wir trafen uns mit unserer Koordinatorin Clara in Jerusalem. Mit einem Bus fuhren wir zum Kontrollpunkt Qualandia. Von dort geht es mit dem Sammeltaxi weiter. Az Zawiya ![]() Auf der anderen Seite der Schnellstraße liegen mehrere Siedlungen. ![]() Unser Einsatzgebiet lag auf der israelischen Seite des Zauns. Die Bauern dürfen ihr Land dort noch bearbeiten, vorausgesetzt es gibt einen offenen Durchgang, sie haben eine Genehmigung oder sie werden auch ohne Genehmigung geduldet, wobei man nie weiß wie lange so etwas anhält. Letzteres war die Situation, die wir vorfanden, d.h. es ging auch darum, möglichst schnell fertig zu werden. ![]() Die Satellitenaufnahme (Google Maps) zeigt eingekreist das Einsatzgebiet auf der israelischen Seite des Zauns. Der normale (rote) Anmarschweg auf Feldwegen dauerte ziemlich genau eine Stunde. Am ersten Tag gingen wir die grüne Strecke, die etwas abenteuerlicher war. Dort wo die beiden Strecken an der Straße zusammenkommen besteht der Zaun bisher nur aus Stacheldrahtrollen. ![]() Auf der grünen Strecke gab es in diesen Rollen eine Lücke, die nicht besonders einladend war (Tödliche Gefahr - Militärzone, Personen, die hier durchgehen oder den Zaun beschädigen, gefährden ihr Leben). Etwas dahinter war für beide Strecken ein Tor im Zaun, das offen war. ![]() Ein Blick auf die die Häuser der Siedlung Elqana. ![]() ![]() Unter die Bäume werden Planen gelegt, auf die die Oliven abgestreift werden. Man nahm sich nicht die Zeit, das Gestrüpp zu beseitigen, sondern legte die Planen aus so gut es ging, offenbar, weil man nicht wissen konnte wie lange der Zugang offen sein würde. Einer der Bauern verlor an einem Tag dadurch Zeit, daß eine vorbeikommende Militärstreife ihm seine Papiere abnahm, die er sich nach einer längeren Wanderung am Eingang einer der Siedlungen wieder abholen konnte. Es war an den ersten Tagen ziemlich warm und es gab etwas, was das Arbeiten darüberhinaus äußerst unangenehm machte: Ein plätschernder Bach. Daneben eine beschädigtes weißes Rohr, stellenweise noch ein zweites völlig verrottetes. Der Bach ist die Abwasserkloake von Elqana. Er riecht etwa so, wie wenn im Badezimmer der Syphon nicht dicht ist, d.h. so wie bei uns die Abwasserkanäle eben auch riechen. Die Quelle befand sich unmittelbar am Rand der Siedlung bei einer geborstenen Stelle des Rohres. ![]() ![]() ![]() Man braucht nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, daß der Bach für die Bäume in vielfacher Hinsicht ungesund ist. Olivenbäume sind nun mal keine Bachpflanzen. Das Abwasser fließt offensichtlich ziemlich weit in Richtung israelisches Kernland. ![]() ![]() Morgentlicher Aufbruch am Dorfende oberhalb der Schnellstr.. Von hier aus hatte man einen guten Blick auf die Sperranlage von Elqana: elektrischer Zaun, Sandstreifen, Kontrollstraße. ![]() Iskaka ![]() ![]() ![]() ![]() Die Familienmitglieder waren gerade alle eingetroffen. Der Bauer kam mit seinem Esel 'Bush' ('Sharon' ist gestorben) vom Feld, das jetzt hinter dem Zaun liegt. Es gibt ein Tor im Zaun, das morgens und abends geöffnet wird, so daß er noch ernten konnte. In diesem Jahr war die Ernte weit unterdurchschnittlich Wir hatten zwei freie Tage. An einem Tag fuhren wir nach Hebron und machten dort einen Rundgang durch die für Palästinenser teilweise gesperrte Altstadt ähnlich wie ich ihn im Jahre 2006 mitgemacht hatte. An einem anderen Tag besichtigten wir eine Fair-Trade-Organisation in Jenin und auf dem Rückweg kurz Nablus. Eindrücke aus Hebron Geschlossene Geschäfte an Siedlerstraße, ultra-orthodoxe Juden, an einem Kontrollpunkt nahe der Abraham-Moschee. ![]() ![]() ![]() ![]() Huwwara Ich verbrachte einige Tage bei Achmed, einem befreundeten Münchner Palästinenser, und seinen Verwandten. Achmed besitzt zusammen mit seiner Schwester mehrere Haine in der Zone C unterhalb eines Außenpostens der Siedlung Yitzhar, die oberhalb von Huwwara liegt. Das Gebiet wurde zum militärischen Sperrgebiet erklärt, und seit neun Jahren hatte kein Palästinenser die Haine mehr betreten. Offenbar ist die israelische Organisation der 'Rabbiner für Menschenrechte' in der Lage, das Militär wenigstens zu einer tageweisen Öffnung der gesperrten Gebiete zu bewegen. Jedenfalls konnten wir zwei Tage vor meiner Abreise die Haine betreten. Zu ernten gab es dort nicht viel, denn die Siedler hatten die Oliven- und Feigenbäume sowie die Weinstöcke weitgehend oder vollständig vernichtet. Von den Olivenbäumen waren noch die verkohlten Reste zu besichtigen. Olivenbäume sind aber so schnell nicht tot zu kriegen und treiben teilweise wieder aus. Wenn sie nicht gepflegt werden können, ist das allerdings auch ein ziemlich trauriger Anblick. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Wir gingen in Begleitung von zwei Frauen aus der Gruppe der Rabbiner für Menschenrechte auf den Hügel. Als wir uns der Spitze näherten, kamen uns Soldaten entgegen, die uns erklärten, daß der Hügel nur für Palästinenser freigegeben wäre, nicht aber für die israelischen und internationalen Begleiter. Das ist eine neue Regelung. Da die Palästinenser keinen Traktor mitbringen durften, pflückten wir symbolisch eine Handvoll Oliven und stiegen wieder ab. Zwei Tage später, als eine Gruppe von zehn Leuten der Rabbinergruppe aufkreuzte, war ein angrenzendes Stück dann anscheinend doch auch für die Traktoren freigegeben. Es war mein Abreisetag und ich bekam deshalb nicht mehr mit wie dieser Tag verlaufen ist. Die Bilder wurden von vier Teilnehmern aufgenommen. Der Olivenzweig stammt aus dem Logo des IWPS. Zu danken ist Clara und Maggie vom IWPS für die Betreuung vor Ort und für den Vorbereitungskurs in Linz Pete vom Internationalen Versöhnungsbund, der diesmal mit seiner Frau Gerlinde auch dabei war. |