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Mein dritter Besuch in Gaza
21. April bis 3. Mai 2012 Peter Voß Gazakarten : 'OpenStreetMap', 'Zerstörungen'; 'no-go'; 'Satelliten': Google Earth oder Google Maps, sonst (28 MB) Einleitung Nachdem bei dem Besuch des letzten Jahres die Bewegungsfreiheit in Gaza sehr eingeschränkt war, wollte ich in diesem Jahr versuchen, zumindest einen Teil der Dinge nachzuholen, die sich im letzten Jahr als undurchführbar erwiesen hatten. Anfang des Jahres kündigten sich mehrere Gruppenreisen mit kleineren Teilnehmerzahlen an, die für den Osterzeitraum vorgesehen waren. Aber als sich der Termin näherte, wurde klar, dass daraus nichts werden würde, in erster Linie wegen der beunruhigenden Nachrichten aus Gaza und wohl auch aus Sorge vor einer kriegerischen Auseinandersetzung im Zusammenhang mit dem Iran. Immerhin waren die Aussichten auf eine ägyptische Genehmigung für eine Einzelreise nach Gaza wohl gar nicht so ungünstig. Ende März stellte ich einen Antrag bei der ägyptischen Botschaft in Berlin. Die Genehmigung kam innerhalb von drei Wochen. Bei der Anmeldung meines Besuchs in Gaza erfuhr ich, dass es jetzt auf der Gazaseite Hürden gab. Man benötigt neuerdings eine Einladung von einem Gastgeber, ganz wie zu DDR-Zeiten. Ich hatte einen Gastgeber, Dr. Schokry. Er bekam die Aufenthaltsgenehmigung für mich allerdings zunächst nur für eine Woche. Eigentlich wollte ich erst im Mai fahren, aber weil ich von einer Vierergruppe erfuhr, die sich am 21. April in Kairo treffen wollte, um nach Gaza zu fahren, darunter ein deutsch-palästinensisches Ehepaar, beschloß ich mich dieser Gruppe anzuschließen. Das Reisen in der Gruppe hat gegenüber einer Einzelreise einfach mehrere Vorteile. Wir trafen uns in Kairo, aber aus der Vierergruppe mußten zwei Deutsche zurückbleiben, weil die Genehmigung nicht eingetroffen war. Die verbliebene Dreiergruppe erreichte den Grenzübergang Rafah bereits gegen 11 Uhr. Zunächst wollte man die deutschen Teilnehmer gar nicht in den Kontrollpunkt lassen, aber dank des palästinensischen Mitreisenden ging die Abfertigung dann ziemlich schnell. Die Abfertigung auf palästinensischer Seite verlief ohne Schwierigkeiten, vielleicht auch deswegen, weil der Grenzbeamte ein ehemaliger Student von Dr. Schokry war. Von der Grenze nahm ich ein Taxi nach Gaza Stadt. Ich traf mich mit Dr. Schokry und Dr. Ala, der sich um eine Unterkunft für mich gekümmert hatte, in der Innenstadt von Gaza und wir fuhren zu dem Mietshaus, in dem ich mir für 2 Wochen eine möblierte Wohnung mietete. Sie war nur rund halb so teuer wie ein Hotelzimmer, obwohl sie mit zwei Wohnzimmern und drei Schlafzimmern für mich sehr reichlich bemessen war. Es war keine kleinere frei. Die Wohnung befand sich in dem Haus in der Nähe des Hafens, in dem ich schon im Jahr zuvor mit der italienischen Reisegruppe gewohnt hatte. Sie lag im 5. Stock, was ein nicht unbedeutender Nachteil war, denn das Haus verfügte über keinen Stromgenerator für den Fahrstuhl. Ich benutzte den Fahrstuhl nur, wenn andere Hausbewohner auch mitfuhren, weil ich davon ausging, dass diese zumindest über die häufigen regelmäßigen Stromsperren Bescheid wußten. Es war aber immer ein Risiko dabei, denn neben den angekündigten Stromsperren gab es auch immer wieder kürzere Ausfälle, die offenbar durch einen Zusammenbruch des Netzes verursacht wurden. Kompensiert wurde der anstrengende Aufstieg zur Wohnung durch einen schönen Ausblick. Die Stromsperren waren besonders bei Dunkelheit am Abend unangenehm, weil die Leute in einer Wohnung ein Stockwerk tiefer dann einen Generator ins Treppenhaus stellten. An diesem Generator mußte ich auf dem Weg zu meiner Wohnung wohl oder übel schon ziemlich außer Atem vorbei. Vermutlich hat diese Belastung mit dazu beigetragen, dass ich gegen Ende der Reise ein Lungenproblem entwickelte, das wohl aus allergischem Asthma mit einigen Ergänzungen bestand. Privates und Nichtprivates Anders als besonders bei meiner ersten Reise war ich bei dieser Reise nicht darauf aus, in Gaza noch große Entdeckungen zu machen. Ich kannte in Gaza mittlerweile ganz gut und dort auch etliche Menschen, die ich wiedersehen oder treffen wollte, um mich mit ihnen zu unterhalten, um mit ihnen zu diskutieren oder auch um sie auszufragen. Die Einzelheiten solcher Begegnungen werden in diesem Bericht nicht oder nur am Rande behandelt. Wie schon bei der Reise des Vorjahres hatte ich mehrere allgemeine Themenkomplexe ins Auge gefasst. Im letzten Jahr ging damit wegen der strengen Überwachung der Gruppe überhaupt nichts. Diesmal war ich wenigstens teilweise erfolgreicher. Ein Hauptschwerpunkt sollte die Situation der armen Bevölkerung sein. Ich wollte versuchen, diesmal damit in direkten Kontakt zu kommen. Schon bei meiner ersten Reise hatte ich auch aus diesem Grund ein Faltrad mitgenommen. Ich hatte es auch diesmal wieder dabei, aber mehr wegen der Benzinkrise und des einen oder anderen Radausflugs ohne größere Bedeutung. Wenn man des Arabischen nicht mächtig ist, geht die Kommunikation mit der ärmeren Bevölkerung nur mit Händen und Füßen oder mit einem Übersetzer. Hier ergab sich mehr zufällig ein guter Kompromiß. Fortsetzung in Teil 2
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